Niedriger Blutdruck: Ursachen, Symptome & Behandlung

Meistens ist ein niedriger Blutdruck (Hypotonie) völlig ungefährlich und nicht spürbar. Macht er sich jedoch über anhaltende Symptome wie Müdigkeit oder Schwindel bemerkbar, wird er zum Problem für Betroffene. Damit ist nicht leichtfertig umzugehen: Niedriger Blutdruck kann nämlich genauso auf eine schwere Erkrankung hinweisen. Hier erfahren Sie mehr über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten bei einem niedrigen Blutdruck.

Ab wann spricht man von niedrigem Blutdruck?

Von einer Hypotonie spricht man, wenn der Blutdruck über einen längeren Zeitraum die Blutdrucknormalwerte von 120 mmHg/80 mmHg deutlich unterschreitet. Ein niedriger, arterieller Blutdruck liegt bei Männern unter 110 mmHg/60 mmHg und bei Frauen unter 100 mmHg/60 mmHg.

Der menschliche Körper reguliert den Blutdruck automatisch. An den Halsschlagadern und der Bauchschlagader befinden sich kleine Druckmesskörperchen, die Signale an das Stammhirn weiterleiten. Bei Bluthochdruck kommt es zu einer Gefäßerweiterung, bei einem Blutunterdruck hingegen zu einer Gefäßverengung.

Somit gibt es bei niedrigem Blutdruck nur ein geringes Füllvolumen der arteriellen Gefäße. Deshalb werden Organe, Muskeln und Gefäße mit zu wenig sauerstoff- und nährstoffreichem Blut versorgt. Von einer solchen unzureichenden Blutdruckregulierung sind insbesondere Pubertierende, junge, schlanke Frauen und hagere, ältere Menschen betroffen.

niedriger Blutdruck: Was tun?
Besonders junge, schlanke Frauen leider oft unter niedrigen Blutdruck.

Ursachen eines zu niedrigen Blutdrucks

Insgesamt unterscheiden Mediziner zwischen vier verschiedenen Arten der Hypotonie. Die Ursachen, die einem niedrigen Blutdruck zugrunde liegen, richten sich nach der jeweiligen Ausprägung.

Primäre Hypotonie

Die primäre Hypotonie wird auch als anlagebedingte und konstitutionelle Hypotonie bezeichnet. Sie ist die häufigste Form der Hypotonie, wenngleich sich kein eindeutiger Auslöser dafür finden lässt. Sie zeichnet sich durch einen oftmals dauerhaft niedrigen Blutdruck aus.

Aufgrund ihres Körperbaus (Konstitution) sind überwiegend junge, schlanke Frauen von einer primären Hypotonie betroffen. Diese Form des Blutunterdrucks kann aber auch erblich bedingt sein.

Sekundäre Hypotonie

Eine sekundäre Hypotonie tritt als Nebenwirkung von Medikamenten auf (medikamentöse Hypotonie) oder kann durch Flüssigkeitsmangel verursacht werden. Unter anderem als symptomatische Hypotonie bezeichnet, kann sie ein Indikator für eine der folgenden Grunderkrankungen sein.

  • Aortenbogen-Syndrom: Der Herzmuskel pumpt zwar Blut mit großer Kraft in die Aorta (Hauptschlagader), aber die Arterien im Bereich der Schlüsselbeingefäße sind verengt. So ist der Blutdruck in der Aorta und in den Beingefäßen hoch – in den Armen und im Gehirn herrscht ein Blutunterdruck.
  • Herzerkrankungen: Bei z.B. einer Herzmuskelschwäche oder einem schon lange vorherrschenden Bluthochdruck, kann der Herzmuskel nicht mehr genügend Blut in den Kreislauf pumpen.
  • Hormonstörungen: Eine Hypotonie kann auf eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Störung der Nebennieren hinweisen. Durch Hormonstörungen dieser beiden Organe unterschreitet der Blutdruck die Normalwerte.
  • Venenschwäche: Im Falle von Krampfadern (Aussackungen der Venenwände) versackt das Blut in den Venen – vor allem beim Stehen kann der Blutdruck rapide absinken. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Durchblutungsstörung des Gehirns oder einem Kreislaufkollaps.

Plötzlich niedriger Blutdruck – Orthostatische Hypotonie

Als Orthostase bezeichnet man in der Medizin eine aufrechte Körperhaltung. Von einer orthostatischen Hypotonie spricht man, wenn sich die Blutdruckregulation unzureichend an einen Wechsel der Körperposition anpasst. Besonders dafür anfällig sind Kinder, junge, schlanke Frauen und ältere, gebrechliche Menschen.

Wechseln Betroffene ihre Position, rasselt ihr Blutdruck in den Keller. Es dauert in der Regel aber nur einige wenige Sekunden bis Minuten, bevor sich der Gefäßdruck wieder normalisiert. Damit einhergehende Symptome reichen von plötzlich auftretenden Schwindelgefühlen über Ohrensausen bis hin zur Ohnmacht.

Der Grund für die orthostatische Hypotonie ist noch ungeklärt. Eine mögliche Ursache könnte eine mangelnde Ausprägung der Venenpumpe sein. Beim Aufstehen versackt das Blut dabei in den Beinen und kann trotz stärkerer Pumpbewegungen des Herzmuskels nicht im gesamten Körper verteilt werden.

Plötzlich niedriger Blutdruck - Orthostatische Hypotonie
Besonders anfällig für einen plötzlich niedrigen Blutdruck sind auch ältere, gebrechliche Menschen.

Hypotonie in einem Schockzustand

Ein Schockzustand tritt beispielsweise bei einem starken Blutverlust, einem Flüssigkeitsmangel oder einem Herzinfarkt auf. Das Blutvolumen wird dabei in die Körpermitte verlagert (Zentralisation) – die Menge des zirkulierenden Blutes nimmt ab.

Die Blutgefäße verengen sich dann automatisch, um lebensnotwendige Organe, wie Gehirn und Herz so lang wie möglich mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Dadurch fällt der Blutdruck stark ab.

Kreislaufbeschwerden und Co. – Symptome eines niedrigen Blutdrucks

Ein niedriger Blutdruck muss nicht immer gleich mit bestimmten Symptomen verbunden sein – viele Menschen wissen noch nicht einmal, dass ihre Blutdruckwerte die Normalwerte unterschreiten. Dennoch können unter anderem folgende Symptome auftauchen:

  • Atemnot: Aufgrund der geschmälerten Blutgefäße kann sich ein Blutunterdruck durch ein Engegefühl im Brustbereich bemerkbar machen. Betroffene bekommen schlecht Luft. Ihre Haut ist blass und fühlt sich kühl an.
  • Niedriger Blutdruck und hoher Puls: Das Herz schlägt schneller (Herzrasen), weil es gegen eine verminderte Durchblutung ankämpfen möchte. Dadurch ist auch der Puls erhöht. Herzrasen beim Einschlafen hingegen muss nicht zwingend Symptom eines niedrigen Blutdrucks sein.
  • Kopfschmerzen: Durch die reduzierte Blutversorgung im Kopfbereich ist niedriger Blutdruck häufig mit stechenden Kopfschmerzen verbunden.
  • Müdigkeit: Bei niedrigem Blutdruck fühlen sich Betroffene zumeist ausgesprochen antriebslos. Morgens benötigen sie mehr Zeit, um in die Gänge zu kommen. Aber auch tagsüber klagen sie über Abgeschlagenheit, Konzentrationsprobleme und Müdigkeit.
  • Schwindel: Schwindel ist die Folge von niedrigem Blutdruck und zählt zu der Gruppe der Kreislaufprobleme. Schwindel kann zum Beispiel morgens und bei zu schnellem Aufstehen auftreten. Als äußerst riskant entpuppt er sich beim Autofahren und bei Sturzgefahr (insbesondere bei älteren Menschen).

Wenn ein niedriger Blutdruck gefährlich wird

In bestimmten Lebensphasen erweist sich ein niedriger Blutdruck als besonders gefährlich. Wenn er sich beispielsweise in der Schwangerschaft weit unter den Normalwerten befindet, kann das die Gesundheit des Babys gefährden. Im fortgeschrittenen Alter beeinträchtigt ein niedriger Blutdruck den allgemeinen Gesundheitszustand. Deshalb ist es wichtig, den Blutdruck bei Schwangeren und älteren Menschen regelmäßig zu überprüfen.

Niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft

Eine Hypotonie ist in den ersten sechs Monaten einer Schwangerschaft völlig normal und kein Grund zur Sorge. Der Grund dafür ist oftmals das sogenannte Vena-Cava-Kompressionssyndrom. Dabei drückt das ungeborene Baby auf die Hohlvene der Mutter. Der Blutrückfluss zum Herzen wird dadurch beeinträchtigt und die allgemeine Blutzufuhr verringert.

zu niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft
Hypotonie ist in den ersten Monaten einer Schwangerschaft völlig normal.

Obwohl ein niedriger Blutdruck in der Anfangsphase der Schwangerschaft ungefährlich ist, ist eine Blutdruckmessung im Rahmen von Mutterschaftsvorsorgeuntersuchungen unerlässlich. Wird nämlich aufgrund der verminderten Blutzufuhr der Mutterkuchen nicht genügend durchblutet, kann das Baby nicht mehr ausreichend versorgt werden.

Niedriger Blutdruck bei älteren Menschen

Für ältere und gesundheitsbewusste Menschen sollte die tägliche Blutdruckmessung eine Selbstverständlichkeit sein. Bei einem niedrigen Blutdruck sind Herzkranzgefäße und Arterien verengt, wodurch lebenswichtige Organe unzureichend mit Blut versorgt werden.

Im Alter stellt vor allem ein Positionswechsel ein Problem dar. Bei einer Ohnmacht kann es beispielsweise leicht passieren, dass sich ältere Menschen Knochenbrüche zuziehen. Das Abheilen der Brüche nimmt daraufhin viel mehr Zeit in Anspruch als bei jüngeren Menschen.

Diagnose einer Hypotonie

Um einen niedrigen Blutdruck zu diagnostizieren, wird der Blutdruck mehrmals an verschiedenen Tagen und zu unterschiedlichen Uhrzeiten gemessen. Bei der Anamnese setzen Ärzte überwiegend die folgenden zwei Methoden ein:

  • Schellong-Test: Der Patient muss zuerst für zehn Minuten liegen und dann schnell wieder aufstehen. Der Blutdruck wird öfters vor und nach dem Aufstehen gemessen und die Werte miteinander verglichen. Mit dem Schellong-Test kann der Arzt herausfinden, ob der Patient an einer orthostatischen Hypotonie
  • Kipptischuntersuchung: Der Patient wird auf einem Kipptisch mit zwei Haltegurten angebunden. Zu Beginn wird der Blutdruck im Liegen gemessen. Danach wird bei der Kipptischuntersuchung in einer 60 Grad aufrechten Kippung noch einmal gemessen.

Behandlung – Was tun bei niedrigem Blutdruck?

Wird ein niedriger Blutdruck von bestimmten beeinträchtigenden Symptome begleitet, sollte er auf jeden Fall behandelt werden. Es gibt eine Reihe von Hausmitteln, die einem Blutunterdruck entgegenwirken können. Im Zweifelsfall lohnt es sich aber, zum Arzt zu gehen.

Hausmittel bei niedrigem Blutdruck

Bei niedrigem Blutdruck geht es vor allem darum, den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:

  • Ausreichende Bewegung

Das A und O für einen gesunden Kreislauf ist die tägliche Bewegung an der frischen Luft. Ausdauersportarten, wie z. B. Joggen, Schwimmen und Radfahren helfen, sind aber kein Muss. Oft reicht es schon, das Auto stehen zu lassen und das Fahrrad zu nehmen.

  • Die richtige Ernährung und genügend Flüssigkeit

Achten Sie auf eine salzhaltige Ernährung (nicht mehr als 5 Gramm Kochsalz pro Tag) und eine ausreichend Flüssigkeitszufuhr. Trinken Sie dafür mindestens 2 bis 3 Liter Wasser. Vor allem morgens können Grüntee, Schwarztee und Kaffee den Kreislauf stimulieren. Salzhaltige Lebensmittel sowie die Flüssigkeitszufuhr steigern das Blutvolumen und den Blutdruck.

Was tun bei einem zu niedrigen Blutdruck?
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist nicht nur bei einem zu niedrigen Blutdruck wichtig.
  • Langsam aufstehen und die Blutzufuhr anregen

Neigen Sie dazu, beim Aufstehen aus dem Bett von Schwindelattacken geplagt zu sein, lohnt es sich, ganz langsam aufzustehen. Kommen Sie langsam von der Liege- in die Sitzposition und verweilen Sie dort ein wenig. Erst dann sollten Sie aufstehen. Zudem eignen sich kreislaufstimulierende Übungen. Fahren Sie z. B. im Bett liegend in der Luft Rad. So kann das Blut wieder in die Beinvenen zurückfließen.

  • Wechselduschen

Möglich ist auch, dass Wechselduschen bei niedrigem Blutdruck helfen. Durch den Wechsel zwischen warmem und kaltem Wasser weiten oder ziehen sich die Blutgefäße zusammen. Die Gefäßwände werden trainiert und der Kreislauf angeregt. Ist Ihnen diese Methode für Ihren gesamten Körper zu unangenehm, reicht es schon, Ihre Beine bis zum Gesäß vorsichtig kalt und warm abzubrausen.

Medikamente gegen niedrigen Blutdruck

Wirkt keines der Hausmittel und die Hypotonie-Symptome halten an, sollten Sie in jedem Fall einen Arzt aufsuchen. Der Arzt kann Ihnen kreislaufstärkende Medikamente verschreiben – allerdings werden diese nur im äußersten Notfall angewendet, da Nebenwirkungen möglich sind.

Medikamente, die bei niedrigem Blutdruck angewendet werden, sind unter anderem Sympathomimetika und Dihydroergotamin. Erstere sollen die Herzfrequenz erhöhen. Zweitere werden eingenommen, um die Wandspannung der Venen zu erhöhen. Dadurch soll verhindert werden, dass das Blut in den Beinen versackt.

Eine regelmäßige Blutdruckmessung ist äußerst empfehlenswert. In den meisten Fällen ist ein niedriger Blutdruck vollkommen harmlos und nicht immer behandlungsbedürftig. Zeigen sich Hypotonie-Symptome, versuchen Sie zunächst mit Hausmitteln entgegenzuwirken. Erst wenn diese nicht anschlagen, können spezielle Medikamente eingenommen werden.


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