Die wichtigsten Informationen rund um die Hormonersatztherapie

Ein ausgeglichener Hormonhaushalt ist wesentlich für das Wohlergehen mitverantwortlich. In den Wechseljahren sinkt jedoch bei Frauen die Produktion der Geschlechtshormone, was Beschwerden wie Hitzewallungen oder depressive Verstimmungen verursacht. In solchen Fällen, aber auch zur Prävention von Krankheiten wie Osteoporose wird oft eine Hormonersatztherapie (HET oder Englisch HRT) begonnen. Der Nutzen davon ist nicht abzustreiten, doch wie steht es um die Risiken einer solchen Behandlung?

Fakten zur Hormonersatztherapie

Seit einer Studie der Women Health Initiative im Jahr 2002 sind Hormonersatztherapien ein umstrittenes Thema. Laut der Studie erhöht diese Therapieform nämlich das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken – und doch sollte die HET nicht einfach so von der Hand gewiesen werden. Denn wie riskant oder nützlich sie ist, hängt ganz von den Voraussetzungen ab.

Eine HET sollte grundsätzlich nur nach gründlicher Absprache mit dem behandelnden Arzt begonnen werden. Wenn Dosis, Hormonart und Verabreichungsort gut angepasst sind, können die zusätzlichen Hormone zum Beispiel bei extremen Wechseljahresbeschwerden positive Effekte auslösen und damit der Patientin zu deutlich mehr Lebensqualität verhelfen.

HET-Präparate und Wirkstoffe

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Wie schnell die Präparate wirken, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. © I Viewfinder – stock.adobe.com

Besonders wenn der Wechsel sich in übermäßig starken Hitzewallungen, Schlafstörungen etc. äußert, stellt sich natürlich die Frage, wie schnell die Hormonersatztherapie wirkt.

Auch hier ist jeder Fall unterschiedlich, in der Regel kann man aber nach vier bis acht Wochen mit einer Verbesserung rechnen.

Tabletten für die Therapie

In der HET kommen verschiedene Arten von Medikamenten zum Einsatz. Hormone in Tablettenform werden täglich eingenommen und sind bioidentisch. Das bedeutet, dass sie bei modernen Präparaten eine identische Struktur haben wie die Hormone, die der Körper theoretisch selbst produziert.

  • Östrogen plus Gestagen: Diese Kombination kann entweder kontinuierlich oder sequenziell eingenommen werden. Im zweiten Fall werden in der ersten Hälfte des Zyklus nur Östrogene genommen, anschließend nur das Gestagen. Letzteres sollte mindestens zehn Tage pro Monat eingenommen werden, da es Wucherungen auf der Gebärmutterschleimhaut verhindert und ein wichtiger Ausgleich zum Östrogen ist.
  • Reines Östrogen: Die Monotherapie kann dann durchgeführt werden, wenn die Gebärmutter zu einem vorherigen Zeitpunkt bereits entfernt wurde. Die oben genannten Wucherungen können demnach nicht mehr entstehen.
  • Tibolon: Es handelt sich um ein künstliches Hormon, das tendenziell nicht so wirksam ist wie die Östrogen-Gestagen-Kombination und deshalb seltener eingesetzt wird.

Wirkstoffe

In den einzelnen Präparaten werden einige unterschiedliche Wirkstoffe eingesetzt:

  • Estriol: Der Wirkstoff eignet sich gut für lokale Therapien wie zum Beispiel in Cremes oder Zäpfchen zur Therapie der Scheidenflora. Dieser Bereich ist in den Wechseljahren oft stark ausgetrocknet und anfällig für starkes Jucken oder Pilzinfektionen.
  • Natürliches Estradiol: Mit diesem Wirkstoff, der beispielsweise in Progynova enthalten ist, können Schweißausbrüche und Schlafstörungen gemindert werden. Abgesehen von Wechseljahresbeschwerden kann Estradiol auch zur Prävention von Osteoporose verwendet werden.
  • Natürliches Progesteron: Bei depressiven Verstimmungen und als Ausgleich zum Östrogen kann dieser Wirkstoff helfen. Er schützt vor Wucherungen auf der Gebärmutter und hebt die Stimmung.

Hormonersatztherapie ohne Tabletten

Medikamente in Pillenform sind nicht die einzige Anwendungsart in der HET. Die Hormone können auch in Präparaten enthalten sein, die lokal eingesetzt werden. Dazu zählen:

  • Pflaster: Hormonpflaster werden ein- bis zweimal pro Woche gewechselt.
  • Nasensprays
  • Gels bzw. Cremes: Östrogenhaltige Cremes eignen sich zum Beispiel gut für die Behandlung von Scheidentrockenheit, da sie gezielt im Problembereich aufgetragen werden und nur eine geringe Menge an Hormonen in den Körper gelangt. Eine lokale Anwendung ist grundsätzlich in vielen Fällen sinnvoller.

Dosierung und Dauer der Therapie

Wie hoch die Dosierung ist, hängt vom Einzelfall ab. In der Regel gilt aber: so hoch wie nötig, so niedrig wie möglich. Hohe Dosen werden nur verschrieben, wenn akute Mangelerscheinungen auftreten. Diese können krankheitsbedingt sein oder aber auftreten, weil die Hormone zu abrupt abgesetzt wurden.

Dauer der Therapie
Die passende Hormonersatztherapie wird von Ihrem Arzt festgelegt. © Chinnapong – stock.adobe.com

Die Dauer der HET wird durch den Therapiegrund bestimmt. Wie bei der Dosis sollte der Zeitraum so kurz wie möglich sein, was bei Wechseljahresbeschwerden meist auch möglich ist. Da sich der Effekt nach etwa einem Monat zeigt, kann die Therapie je nach Ausmaß der Beschwerden oft nach fünf bis sechs Monaten langsam wieder beendet werden.

Bei krankheitsbedingter Einnahme dauert die HET wesentlich länger, was nicht unproblematisch ist.

So beendet man eine Hormonersatztherapie

Letztendlich kann die Therapie mit Hormonen dem Körper nur einen Ersatz liefern und eben nicht den Ausgangszustand wiederherstellen. Das bedeutet: Werden die Hormone nicht mehr zugeführt, bemerkt der Körper den Entzug. Wer deshalb von einem Tag auf den anderen das Medikament absetzt, muss damit rechnen, bald die Folgen davon zu bemerken.

Eine HET sollte deshalb möglichst durch Ausschleichen beendet werden, also durch die schrittweise Reduzierung des Präparats. Wird zum Beispiel eine Creme verwendet, kann sie statt täglich nur noch jeden zweiten, dann jeden dritten Tag aufgetragen werden.

Mögliche Risiken und Nebenwirkungen

Kopfschmerzen
Kopfschmerzen und Schwindel sind typische Nebenwirkungen der HET.

Da Hormone als Botenstoffe eine sehr wichtige Rolle in körperlichen Vorgängen spielen, muss man bei einer HET immer mit gewissen Nebenwirkungen rechnen. Je nach Intensität der Therapie können auch bedenkliche Folgen auftreten, die regelmäßige ärztliche Kontrolle unbedingt nötig machen.

Unmittelbare Folgen

Vor allem während der Wechseljahre treten bei einer HET oft folgende Begleiterscheinungen auf:

  • Zwischen- oder Schmierblutungen
  • Kopfschmerzen und Schwindel
  • Schmerzen und Spannungsgefühl in der Brust
  • Gewichtszunahme und Zellulite

Der letzte Punkt ist jedoch nur bedingt auf die Therapie zurückzuführen, da es zum natürlichen Alterungsprozess gehört, leicht zuzunehmen. Dass das Bindegewebe erschlafft und dadurch die ungeliebten Dellen in der Haut entstehen, ist ebenfalls eine normale Folge des Alterns. Nebenwirkungen wie das Auftreten von Zellulite lassen sich aber mit Cremes behandeln:

Langzeitrisiken

Dauert die HET fünf Jahre oder länger, weil sie zum Beispiel zur Prävention von Osteoporose eingesetzt wird, steigt damit auch das Risiko von schwerwiegenden Folgen:

  • Brust- oder Eierstockkrebs
  • Schlaganfall
  • Herzinfarkt
  • Blutgerinnsel in Beinen oder Lunge
  • Erkrankungen der Gallenblase

Hormonersatztherapie: Ja oder nein?

Durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen lassen sich diese Risiken gut im Blick behalten. Da die Hormonersatztherapie bei manchen Krankheitsbildern eine wichtige Maßnahme ist, ist auch nicht grundsätzlich davon abzuraten. Grundsätzlich gilt aber: Wechseljahresbeschwerden lassen sich oft durch weniger intensive Methoden bekämpfen. Eine HET sollte also nicht leichtfertig begonnen werden.

 

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