Künstliche Befruchtung: Was Sie über Ablauf, Kosten & Co. wissen müssen

Seit 1978 das erste künstlich gezeugte Baby geboren wurde, hat sich einiges getan: Mittlerweile greifen viele Paare auf Methoden der künstlichen Befruchtung zurück, wenn der Kinderwunsch allzu lange unerfüllt bleibt. In-vitro-Fertilisation (IVF) ist dabei nur eine der gängigen Vorgehensweisen. Dieser Artikel erklärt, welche Arten der sogenannten assistierten Reproduktion es gibt, ob und wann die Krankenkasse die Kosten übernimmt und vieles mehr.

Was kostet künstliche Befruchtung?

Diese Frage dürfte sich wohl jedes Paar stellen, das mit dem Gedanken spielt, auf unnatürlichem Weg ein Kind zu bekommen. Unnatürlich heißt in diesem Fall, dass der Samen des Mannes entweder direkt in die Eizelle im Körper der Frau injiziert wird oder aber außerhalb des Körpers mit dem Sperma vereint wird. Statt auf natürlichem Weg, also beim Geschlechtsverkehr, geschieht die Befruchtung durch einen Eingriff des behandelnden Arztes.

Kostenbeteiligung: Gesetzliche Krankenkassen

Das Wichtigste vorweg: 100 Prozent der Kosten einer künstlichen Befruchtung übernehmen gesetzliche Kassen in den seltensten Fällen. In der Regel müssen gesetzlich versicherte Paare mit 50 Prozent Selbstbeteiligung rechnen und vor Beginn der Behandlung einen schriftlichen Antrag stellen. Sehr gute Chancen auf finanzielle Unterstützung haben die beiden Partner, wenn

  • sie verheiratet sind
  • der Mann 25-50 Jahre und die Frau 25-40 Jahre alt ist
  • bei keinem der beiden bereits eine Sterilisation vorgenommen wurde
  • sie keinen Spendersamen verwenden

Treffen all diese Faktoren zu, übernimmt die gesetzliche Kasse die Hälfte der Kosten für bis zu drei Versuche – allerdings nur, wenn Chancen auf Erfolg bestehen.

Kostenbeteiligung: Private Krankenkassen

Wenn der unfruchtbare Partner bei einer Privatkasse versichert ist, werden unter Umständen die Kosten komplett übernommen. Unter Umständen, denn was die Kasse letztendlich übernimmt, hängt von vielen Faktoren ab: der Satzung der jeweiligen Kasse, dem Bundesland etc.

Kostenbeteiligung
Wie die letztendliche Kostenbeteiligung ausfällt, hängt von mehreren Faktoren ab. Machen Sie sich daher frühzeitig schlau!

Sowohl bei gesetzlicher als auch privater Krankenkasse kostet ein Befruchtungsversuch mindestens 2000 Euro, tendenziell aber mehr, da der erste Versuch oft nicht erfolgreich ist. Wer sich also ernsthaft für die Behandlung interessiert, sollte sich unbedingt bei der betreffenden Kasse ausreichend vorinformieren. Eine pauschale Antwort auf die Kostenfrage gibt es – wie bei so vielen Behandlungen – nicht.

Methoden und Ablauf der künstlichen Befruchtung

Welche Vorgehensweise bei dem Eingriff eingesetzt wird, hängt immer von den Voraussetzungen des Paares ab. Gängig sind die drei folgenden Methoden:

1.      In-vitro-Fertilisation (IVF)

Bei einer IVF wird das Ei gezielt befruchtet – aber eben nicht im Eileiter der Frau, sondern in der Petrischale. Im Vorfeld findet in der Regel eine Hormonbehandlung statt, die die Erfolgschancen erhöhen soll.

Die IVF eignet sich zum Beispiel dann, wenn der Eileiter in seiner Funktion eingeschränkt ist, entweder durch einen Eileiterverschluss oder Krankheiten wie Endometriose. In solchen Fällen kann beim Geschlechtsverkehr die natürliche Verschmelzung nicht stattfinden. Die Eizelle wird also außerhalb des Körpers befruchtet und erst dann in die Gebärmutter eingesetzt.

2.      Intrauterine Insemination (IUI)

Bei der Samenübertragung wird das Sperma des Mannes direkt in die Gebärmutter eingespritzt. Auch hier nimmt die Frau meist vorher Hormone wie etwa Orgalutran, das mit dem Wirkstoff Ganirelix den frühzeitigen Eisprung verhindert.  Bei der IUI handelt es sich um die Art der künstlichen Befruchtung, die – abgesehen von der Hormonbehandlung – am wenigsten in natürliche Abläufe eingreift.

Neugeborenes
Welche Methode am besten geeignet ist, sollte immer im Vorfeld abgeklärt werden.

Die Samenübertragung wird oft bei Frauen ohne Partner oder lesbischen Paaren angewendet, indem Sperma aus der Samenbank eingespritzt wird. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Erfolgschancen bei der IVF höher sind als bei einer IUI.

3.      Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Auch vor der ICSI steht eine Hormonbehandlung, und auch hier erfolgt die Befruchtung im Labor und somit außerhalb des Frauenkörpers. Im Unterschied zur IVF wird in diesem Fall aber ein einzelnes Spermium direkt in die Eizelle gespritzt, anstatt viele tausend Spermien zu einzelnen Eizellen zu geben. Nach den ersten Zellteilungen wird die befruchtete Eizelle schließlich in die Gebärmutter eingesetzt.

Diese Methode wird unter anderem eingesetzt, wenn die Qualität der männlichen Samen stark eingeschränkt ist, die Spermien also zum Beispiel besonders unbeweglich sind. Die Eizellen für ICSI werden – wie bei einer IVF – bei der sogenannten Punktion mittels einer Spritze aus der Scheide entnommen. Dieser Eingriff erfolgt ambulant und unter Narkose, da er zwar in wenigen Minuten erledigt, aber doch schmerzhaft ist.

Die Erfolgschancen

Bezüglich des Erfolgs einer künstlichen Befruchtung gilt ebenfalls wieder: Es gibt keine pauschalen Quoten, da eine mögliche Schwangerschaft immer von vielen individuellen Faktoren abhängt. Dazu zählen vor allem

  • das Alter der Frau: Wenn die potenzielle Mutter bereits 40 Jahre oder älter ist, sinken die Chancen deutlich. Laut Statistik liegen die Erfolgschancen einer Frau um die 30 bei 43 Prozent, mit zunehmendem Alter nur noch bei 18 Prozent.
  • die Qualität von Ei- und Samenzelle(n)
  • die Art der Fruchtbarkeitsstörung
Kinderwunsch
Keine Garantie, dennoch kann mit einer künstlichen Befruchtung der Kinderwunsch doch noch in Erfüllung gehen!

Theoretisch liegt die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen künstlichen Befruchtung durch IVF oder ICSI bei jedem Zyklus bei 15 bis 25 Prozent. Ob die Behandlung aber erfolgreich ist oder nicht, Paare bzw. alleinstehende Frauen sollten sich bewusst sein, dass ihnen auch unter besten Voraussetzungen einige psychisch belastende Monate bevorstehen. Die Hormonbehandlung kann stark auf die Stimmung schlagen, hinzu kommen angespanntes Warten und Streitigkeiten mit dem Partner.

Folgen der künstlichen Befruchtung

Neben dem psychischen Druck steht bei dem Vorgang auch die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft. Schließlich wird der Hormonhaushalt stark beeinflusst, während gleichzeitig bis zu drei Embryos eingesetzt werden dürfen. Nicht zuletzt bedeutet die Hormonbehandlung einen Kraftakt für den Frauenkörper und kann, wie bereits erwähnt, sehr anstrengend sein.

Wie groß das Langzeitrisiko für Krankheiten und Fehlbildungen des Kindes ist, lässt sich nicht genau sagen. Die genetischen Voraussetzungen spielen hier eine große Rolle. Manche Studien sehen das Risiko für Herzerkrankungen bei 4 Prozent, andere erkennen einen Zusammenhang zwischen künstlicher Befruchtung und möglicher Tumorbildung an den Eierstöcken der Frau.

Eine künstliche Befruchtung will wohl überlegt sein, da oft viel Geld und psychische Kapazitäten aufgewendet werden müssen. Mit modernen Methoden ist andererseits heutzutage vieles möglich, sodass der Wunsch nach einem Kind in vielen Fällen doch noch in Erfüllung gehen kann.