Hüftschmerzen: Ursachen, Behandlung & Übungen
Unsere Gesellschaft verbringt viel mehr Zeit im Sitzen als unsere Vorfahren das jemals getan haben. Eine der Folgen sind Hüftschmerzen, auch als Koxalgie bezeichnet, eine Erkrankung, unter der viele Menschen leiden. Längst sind sie nicht mehr nur Alterserscheinung, sondern das Resultat sitzender Betätigung und einseitig-monotoner Bewegung. Wir zeigen, welche Ursachen die Schmerzen haben können, wie sie behandelt werden und welche Übungen gegen die Schmerzen helfen.
Inhaltsverzeichnis
Was tun bei Hüftschmerzen?
Nicht immer liegt eine schwerwiegende Indikation den Schmerzen an der Hüfte zugrunde. Allerdings gilt auch umgekehrt: Nicht immer sind sie harmlos und nur die Folge falscher Bewegungsmuster. Auf jeden Fall zum Orthopäden sollten Sie dann gehen, wenn eine äußere Verformung am Hüftgelenk sichtbar ist oder eine plötzliche Schwellung auftritt.
Ebenfalls abklären lassen sollten Sie Ihre Schmerzen, wenn Sie in Ihrer Beweglichkeit erheblich eingeschränkt sind. Das ist dann der Fall, wenn Sie nicht mehr auftreten können, Sie nur unter Schmerzen aufstehen können oder Sie auch in Ruhephasen bewegungsunabhängig Schmerzen haben.
Auch bei Infektionen und Fieber ist eine ärztliche Konsultation unerlässlich. Eine Selbstdiagnose nach einem Unfall oder Sturz ist ebenfalls nicht ratsam, genauso wenig wie bei länger anhaltendem Schmerz. Der Arzt kann hier mit Hilfe von MRT, Röntgen und Ultraschall eine genaue Diagnose stellen. Bleiben Hüftprobleme unbehandelt, sind unter Umständen irreversible Schäden die Folge.
Ursachen
Vielleicht haben Sie es bereits geahnt: Hüftschmerzen haben nicht nur eine Ursache.
Es gibt eine ganze Reihe von Komponenten, die unter Umständen dazu beitragen können, dass das Zusammenspiel aus Muskeln, Sehnen, Schleimbeuteln und Nerven aus dem Gleichgewicht gerät.
Aus diesem Grund ist es wichtig, in einem ersten Schritt den Schmerz zu lokalisieren:
- Sitzt der Schmerz außen an der Hüfte?
- Sind die Schmerzen in der Leiste?
- Schmerzen die Oberschenkel?
- Handelt es sich um Gesäßschmerzen?
- Sind die Schmerzen einseitig oder beidseitig?
Bei einem Gespräch mit Ihrem Arzt wird dieser Sie außerdem danach fragen, wie der Schmerz sich anfühlt, ob er dumpf, stechend oder pochend ist, ob er ausstrahlt, ob er plötzlich aufgetreten ist oder mit der Zeit besser oder schlimmer geworden ist.
Nicht immer müssen die Schmerzen Hinweis auf eine Erkrankung sein. Fehlhaltungen, eine muskuläre Dysbalance, falsches Schuhwerk oder Stress können ebenfalls Schmerzen hervorrufen, die allerdings nur temporär sind.Gleichzeitig können Schmerzen in der Hüfte allerdings auch Symptom von Entzündungen, Infektionen oder Erkrankungen sein. Wir geben einen kurzen Überblick über häufige Krankheitsbilder und wie sie zu erkennen sind.
✓ Schleimbeutelentzündung
✓ Schnappende Hüfte
✓ Neuralgie
✓ Hüftgelenksschmerzen
✓ Erkrankungen des Hüftknochens
✓ Impingement
✓ Ganglien
✓ Verletzungen und Traumata
✓ Fehlhaltungen und Überbelastung
Gut zu wissen: Wurzeln der Teufelskralle sowie Mangesium helfen vielen Betroffenen bei akuten Beschwerden. Glucosamin und Chondroitinsulfat sollen lädierte Hüften sogar vorbeugen. Besprechen Sie die Einnahme solcher Nahrungsergänzungsmittel aber unbedingt vorab mit Ihrem Arzt.
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Schleimbeutelentzündung
Eine Schleimbeutelentzündung äußert sich häufig durch stechenden oder ziehenden Schmerz, der zuerst nach Belastung, später allerdings auch im Liegen oder Sitzen auftritt. Grund ist die Sehnenplatte am äußeren Oberschenkel, die auf den Knochen reibt und damit den Schleimbeutel reizt. Auslöser können eine Überlastung des großen Gesäßmuskels bei Fehlbelastung oder intensivem Training, eine Infektion oder rheumatische Erkrankungen sein.
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Schnappende Hüfte (Coxa saltans)
Bei Beugung oder Streckung des Hüftgelenks schnappen bei dieser meist harmlos verlaufenden Erkrankung die Sehnen. Dies ist teils sogar deutlich hörbar, etwa beim Aufstehen oder beim Kreisen des Oberschenkels. Diese Fehlstellung tritt insbesondere bei Bindegewebeschwäche und Beinlängendifferenz auf. Besonders im Wachstum und insbesondere bei jungen Mädchen ist dies häufig der Fall.
Im Normalfall bedeutet das Springen des Tractucs iliotibilalis keine Einschränkung für die Patienten. Durch intensives Training erhöht sich allerdings das Risiko einer Schleimbeutelentzündung. Ist das Sehnenschnappen von Schmerzen begleitet, ist ein Arztbesuch zu empfehlen.
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Neuralgie
Nervenschmerzen treten insbesondere bei einer Entzündung des seitlichen Oberschenkel-Hautnervs auf. Es handelt sich dann um ein sogenanntes Nerven-Engpass-Syndrom. Wird Druck von außen ausgeübt, äußert sich eine Neuralgie in Form von brennenden Schmerzen in der Nähe des Hüftgelenks auf der oberen Außenseite des Oberschenkels. Treten Schmerzen dieser Art auf, kann dies unter Umständen ein Hinweis auf Diabetes sein.
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Hüftgelenksschmerzen
Charakteristisch für Schmerzen am Hüftgelenk ist, dass sie oft nicht lokal beschränkt sind, sondern bis in den Lendenwirbelbereich und sogar bis in die Kniegelenke ausstrahlen.
Grund können Arthrose, eine Nekrose oder eine Hüftgelenksentzündung sein.
Häufig tritt bei Kindern auch ein sogenannter Hüftschnupfen – eine vorübergehende Entzündung des Hüftgelenks– als Begleiterscheinung eines grippalen Infekts auf und verursacht so Hüftschmerzen.
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Erkrankung des Hüftknochens
Auch Erkrankungen des Hüftknochens wie Osteoporose (Knochenschwund), Osteomalazie (Knochenerweichung in Folge eines Vitamin-D-Mangels) oder Morbus Paget können Schmerzen zur Folge haben. Letzte Erkrankung beschreibt eine Verdickung mehrerer Knochen, die dann zu Knochenbrüchen neigen.
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Impingement der Hüfte
Wird der Nerv eingeklemmt oder verändern die Gelenkteile der Hüfte ihre Form, stößt der Oberschenkelhals unter Umständen gegen die Hüftpfanne, was Schmerzen im Bereich der Hüfte zur Folge hat. Wichtig ist es hier abzuklären, ob eine konservative Behandlung möglich ist oder ein operativer Eingriff vorgenommen werden muss.
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Intraossäres Ganglion
Ein Ganglion ist eine Zyste in einem gelenksnahen Knochen, die mit einer gelartigen Flüssigkeit gefüllt ist. Obwohl es sich um eine gutartige Veränderung handelt, kann es bei anhaltenden Beschwerden ratsam sein, die Ganglien zu entfernen.
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Verletzungen und Traumata
Häufig treten Hüftschmerzen erst einige Zeit nach Unfällen oder Stürzen auf, können sich aber auch akut bemerkbar machen. Sie sind eventuell Hinweis auf eine Schenkelhalsfraktur oder ein ausgerenktes Hüftgelenk und sollten ärztlich behandelt bzw. abgeklärt werden.
Behandlung
Einen einheitlichen Behandlungsansatz gibt es folglich nicht. Ein erster Schritt ist es abzuklären, woher die Schmerzen kommen. Häufig wird Entlastung und Ruhigstellung zumindest übergangsweise empfohlen.
Wo immer möglich, werden Schmerzen konservativ behandelt. Dies bedeutet vor allem Physiotherapie und Krankengymnastik mit Übungen, die sowohl passiv als auch aktiv die Beweglichkeit trainieren sollen.
Andere Ansätze sehen auch Wassertherapie oder Schmerzpunktpressur vor.
Zudem werden Medikamente mit den Wirkstoffen Diclofenac und Ibuprofen verschrieben, die einerseits akute Schmerzen lindern können und andrerseits Entzündungen hemmen sollen. Ist kein anderer Weg ersichtlich, wird unter Umständen ein korrigierender Eingriff – das heißt eine Operation – mit anschließender Rehabilitationsphase geraten.
Übungen
Beginnen Sie erst mit Übungen zur Mobilisierung und Stabilisierung der Hüfte, wenn die Ursache Ihrer Hüftschmerzen geklärt sind. Wird Ihnen Physiotherapie empfohlen, können Sie Ihren Physiotherapeuten auch nach Übungen für zu Hause fragen.
Handelt es sich um leichte, nicht entzündliche Schmerzen, können einfache Übungen die Oberschenkelmuskulatur trainieren und dehnen bzw. die Hüfte mobilisieren und stabilisieren:
Regelmäßige Übungen helfen außerdem, dass Schmerzen gar nicht erst entstehen können. Eine Übung, die Sie jeden Tag machen sollten, können Sie sogar im Bett gleich nach dem Aufwachen durchführen. Legen Sie sich dazu auf den Rücken und strecken Sie die Arme zur Seite. Winkeln Sie die Beine an und drehen Sie die Hüfte erst nach rechts, halten Sie die Position für etwa zehn Sekunden, und drehen Sie im Anschluss nach links, bevor Sie diese Position erneut halten.
Gerade, wenn Sie beruflich viel Stress haben, ist ein Faszientraining mit einer entsprechenden Faszienrolle wichtig, um Verklebungen und damit auch Schmerzen vorzubeugen. Verwenden Sie die Rolle dazu auf der Rückseite und der Innenseite der Oberschenkel sowie im Gesäßbereich und massieren Sie Schmerzpunkte sanft.
Vorbeugen
Am besten ist und bleibt es dann doch, Schmerzen zu verhindern, bevor sie auch nur entstehen können.
Achten Sie dabei insbesondere darauf, ausreichend Bewegung in Ihren Alltag zu integrieren, vor allem dann, wenn Sie einen Bürojob haben. 10000 Schritte werden für einen gesundheitsfördernden Effekt empfohlen, was ca. 7km Bewegung am Tag entspricht.
Gehen Sie öfter mal zu Fuß anstatt jede Strecke mit dem Auto zu fahren und wählen Sie dafür auch einmal einen weiter entfernten Supermarkt, um Ihr Mittagessen zu erstehen oder Ihre Wocheneinkäufe zu erledigen.
Für die Einkäufe gilt allerdings: Lieber Rucksack als Tasche verwenden, um eine einseitige Belastung zu vermeiden.
Für das Büro ist ein ergonomischer Arbeitsplatz empfehlenswert. Arbeiten Sie hin und wieder auch im Stehen oder halten Sie Meetings im Gehen ab. So können Sie Ihre Füße zwischendurch einmal ausstrecken und arbeiten ganz nebenbei konzentrierter.
Ein guter Tipp für den Feierabend: Gehen Sie öfter mal eine Runde spazieren oder laufen. Wichtig ist dabei allerdings das richtige Schuhwerk, denn auch die falschen Schuhe können eine Fehlstellung verursachen. Fragen Sie Ihren Orthopäden, ob in Ihrem Fall orthopädische Einlagen zu empfehlen sind. Sie gleichen anatomische Besonderheiten aus und sorgen dafür, dass Sie bis ins hohe Alter Ihren Alltag ohne Hüftschmerzen bestreiten können.
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